Dezember 2007
Im Mädcheninternat ermöglichten wir wiederum während den Ferien Intensivkurse. Rund 14 Schülerinnen profitierten von diesem Angebot. Die übrigen Mädchen gingen nach Hause, um das Opferfest und Weihnachtsfest zu Feiern. Im Dezember begannen auch die Parlamentswahlen in Pakistan. Am 27. Dezember wurde Frau Benazir Bhutto, die Führerin der PPP (pakistanischen Volkspartei) in Rawalpindi durch ein Selbstmordattentat umgebracht. In Pakistan war sie für viele ein Dorn im Auge – gerade auch, weil sie eine mächtige Frau war. Wegen den Unruhen, verschoben wir die Rückkehr der Schülerinnen nach Islamabad.
Am 6. Dezember 2007 wurde die Grundsteinlegung für das Projekt “Altersheim” in Karlot, ca. 15 km nördlich von Islamabad, gelegt. Einheimische aus Karlot und weitere Ehrengäste nahmen an diesem Anlass teil. Dieses nötige Projekt wurde ins Leben gerufen, da in Pakistan ausser den Staatsangestellten niemand eine Rente erhält oder eine Altersversicherung hat. In vielen armen Familien werden die betagten Eltern zuhause kaum mehr geduldet. Wer keinen Sohn hat, der sich um sie kümmern kann, ist hilflos. Gerade ältere Tagelöhner sind von dieser Schwierigkeit sehr oft betroffen. Wir wollen versuchen, einigen dieser Menschen im Alter ein lebenswürdiges Dasein zu verschaffen.
Oktober 2007
Wir planten im Oktober wieder einen Kindergarten-Lehrerinnenausbildungs-Kurs anzubieten und versuchen auch dieses Jahr, eine Lehrerin aus der Schweiz als Volontärin zu Gewinnen. Der Kurs soll im gleichen Rahmen durchgeführt wie letztes Jahr mit ca. 15 Teilnehmerinnen.
Im Moment ist ein Kindergarten in Sargodha in Betrieb. Der KG im Schulareal ist vorübergehend geschlossen, weil in nächster Nähe eine Koranschule eröffnet wurde und alle Kleinkinder dorthin gehen. Wir suchen nun den Dialog mit den Mullahs, um zu erklären, dass der KG eine ganz wichtige Rolle in der Entwicklung eines Kindes spielt und dass beide Institutionen parallel laufen können. Diese Koranschule wurde gezielt vor einem Jahr gegen uns gebaut. Einerseits ist diese Institution gegen uns gerichtet, anderseits sind aber zwei Gruppen im Dorf untereinander zerstritten und da eine von ihnen bereits eine Moschee hatte, baute nun die andere ebenfalls eine. Dabei ist interessant, dass jemand für den Bau das Land schenkte und der Minister für religiöse Angelegenheiten mittels Staatsgeldern den Bau der Moschee und der Koranschule ermöglichte. Dies zeigt vielleicht auch die Situation des “enlightened Islam” auf, von der Präsident Musharraf ständig spricht.
Kürzlich hatten wir Kontakt mit einem Vater einer Schülerin, die in der Lal Masjid (Roten Moschee in Islamabad, die von FundamentalistenInnen besetzt ist und die die Scharia in ganz Pakistan mit Gewalt einführen wollen) zur Schule geht. Er möchte nun seine Tochter dort rausnehmen, weil er eintretende Gewalt befürchtet. (Weitere Berichte zur Moschee auch in internationalen Zeitungen). Diese Tatsache zeigt, dass Menschen LE als eine Alternative erkannt haben und diese auch nutzen wollen.
Im Oktober war wieder eine Schweizerin in Pakistan und hat sich für Dast-e-Shafqat eingesetzt. Schwerpunkt lag auf dem Strukturaufbau des Menschenrechtsbüros für Frauen. Auch wurden verschiedene Frauenorganisationen durch das Dast-e-Shafqat Team im Umkreis von 30 km aufgesucht. In den Vorträgen und Gesprächen konnten die Frauen auf ihre Rechte sensibilisiert werden.
Eine Studentin der Hochschule für Wirtschaft, Luzern, Studiengang “Tourismus + Mobilität”, schrieb in Pakistan ihre Diplomarbeit zum Thema “Vermarktung von Reisen für LivingEducation”.
September 2007
Während den ersten Jahren des Aufbaus von LivingEducation war seitens des Staates eine Registrierung nicht notwendig. Aus diesem Grund hatte LE mehr Freiheit und mehr Möglichkeiten. Am 31. August 2007 wurde nun die Stiftung “LivingEducation” erfolgreich als “LivingEducation Trust” staatlich registriert.
Ab September neuer Name der Internatsschule: Burj-Al-Ilm (Turm des Wissens). Bis im März 2007 war es für Privatschulen nicht obligatorisch sich staatlich registrieren zu lassen. Aus diesem Grund wurden die Unterlagen für die Registrierung der Schule mit dem neuen Namen “Burj-Al-Ilm” am 9. September 2007 eingereicht.
Der neue Name für die Internatsschule hängt mit der neuen Struktur von LivingEducation als Stiftung zusammen.
Im September 2007 begann neu die 9. Klasse, für die wir eine neue Klassenlehrerin eingestellt haben.
Juli/August 2007
Während diesen Monaten wurde eine Sommerschule für lernschwache Schülerinnen durchgeführt. Rund 30 Mädchen profitierten von diesem Angebot.
Mai/Juni 2007
Es wurden weitere 12 Zimmer mit eigenen finanziellen Mitteln (keine Spenden) gebaut. Der Bau wird etwa bis November 2007 abgeschlossen sein. Die Zimmer dienen als Schulzimmer/Studierräumlichkeiten und als Aufenthaltsort im Winter.
April/Mai 2007
Zum Zeitpunkt der Abschlussprüfungen der 6., 7. und 8. Klasse besuchten insgesamt 50 Schülerinnen die Schule. Davon waren 10 externe Schülerinnen. Pro Klasse haben wir je eine Lehrerin – insgesamt drei Lehrerinnen. Mit Freude durften wir allen Schülerinnen für die erfolgreiche Abschlussprüfung gratulieren. Es gab aber einige Schülerinnen, die nur knapp bestanden hatten. Für diese Mädchen wird die Sommerschule durchgeführt.
Am 4. April wurde offiziell das Menschenrechtsbüro für Frauen In Islamabad eröffnet.
Im Beisein von Herrn und Frau Konstantin und Annette Obolensky von der Schweizer Botschaft in Islamabad fand am 4. April 2007 die offizielle Eröffnung des Frauenzentrums Dast-e-Shafqat statt.
In ihrer Ansprache an die versammelten Gäste, Kursbesucherinnen und Bewohnerinnen des Zentrums drückte Frau Obolensky ihre grosse Besorgnis über die Situation der Frauen in Pakistan aus. Im Besonderen thematisierte sie die gravierende Gewaltproblematik, die rechtliche Situation der Frauen und deren ungenügenden Zugang zu Bildung und Entwicklung. Frau Obolensky unterstrich die Wichtigkeit von Projekten wie Dast-e-Shafqat und zeigte sich in ihrer Rede solidarisch mit weiblichen Opfern von Gewalt. Sie ermutigte alle Anwesenden, sich gemeinsam gegen Gewalt und für die Menschenrechte von Frauen in Pakistan einzusetzen. Siehe dazu auch die eigene Website: www.dasteshafqat.org.pk.
Die Kosten steigen, da wir ab September neu eine 9. Klasse mit einer neuen Lehrkraft haben. Wir gehen davon aus, dass wir Für diese Klasse wesentlich mehr Anfragen bekommen, da in vielen Dörfern Mädchen keine Möglichkeit haben, die 9. Klasse zu besuchen. Die Klassengrösse wird nach Bedürfnis und gemäss der neuen Situation gestaltet.
Kosten werden auch hier steigen, weil neue Fächer wie Physik, Chemie und Biologie unterrichtet werden müssen und wir ein Labor für die drei Fächer bauen – später wird für jedes Fach ein eigenes Labor gebaut. Unsere Idee ist, diese Labors anderen, benachteiligten Schulen, umsonst zur Verfügung zu stellen. Inzwischen sind wir dran mit eigenem Geld (nicht Spenden) 12 neue Schul- und Wohnzimmer zu errichten. Für die Labors wird vorübergehend die Unterkunft der männlichen Angestellten freigemacht. Für die Angestellten werden neue Zimmer gebaut.
Da das Internat in der Federal Area von Islamabad liegt, muss es in der Federal Board of Education registriert werden und daher müssen wir besser qualifizierte Lehrerinnen einstellen. Zwei Lehrerinnen haben uns verlassen und zwei neue Lehrerinnen mit einer höheren Universitätsausbildung sind zu uns gekommen.
Dieses Jahr gelang es einem tollwütigen Hund ins Areal einzudringen und drei unserer Hunde zu beissen, die dann verendeten. Wir hatten Glück, dass ein Mitarbeiter den Hund verjagen konnte, ohne dass dieser ein Mädchen beissen konnte. Damit dies ein einmaliges Ereignis bleibt, werden wir einen Sicherheitszaun um das Haus und um den Spielplatz bauen müssen.
Ein weiteres Projekt für die Schule ist die Neugestaltung des Gartens, damit die Kinder naturverbunden aufwachsen können. Je zwei Schülerinnen werden für eine Parzelle die Verantwortung übernehmen. Dies soll einen gesunden Gemeinschaftssinn und den Team-Wettbewerb fördern. Dafür haben wir mit privatem Geld auch bereits einen Traktor mit Zubehör gekauft, mit dem der Boden geebnet wird. Dieser Traktor mit Anhänger wird auch für die anderen Projekte eingesetzt.
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